Primeval - oder: Mystery Montag Katastrophe

Mystery Montag auf Pro7: Zuerst Primeval und hinterher die fabulöse Serie Jericho. Wer auf diese glorreiche Idee kam hat sich vielleicht die Sendungen nicht vorher angesehen. Anders kann ich mir das nicht erklären, denn....

...kann man Primeval beschreiben, ohne die Worte grottiges Drehbuch, grausiger Dialog und unterirdische Regie zu benutzen? Nö. Dabei habe ich noch gar nicht die Klischees erwähnt, die alle bedient werden, oder die präsentierte Schauspiel"kunst" (Ausnahmen: Douglas Henshall, Hannah Spearritt). Zum Konzept kommen wir eh' gleich. Ich versuch' mich jetzt in Selbstbeherrschung. Vor allem, da es Anlass zur Hoffnung auf Besserung gibt.

Positiv
ist zu vermerken, dass das hier eher eine Mini-Serie ist, bis jetzt gibt's nur 6 Folgen davon. Die Briten waren von ihrer hausgemachten Serie Primeval hellauf begeistert und es soll eine weitere Staffel, diesmal mit etwa 10 Folgen, produziert werden. Ich sach ma - wegen mir brauchen die sich nicht mehr in Unkosten stürzen, mir hat schon die erste Folge gereicht.

Auch positiv - vielleicht sogar ein Hoffnungsschimmer für die weiteren Folgen ist der Fakt, dass es nach 4 bzw. 3 Folgen einen neuen Regisseur und wechselnde Drehbuchautoren gab. Eigentlich können die's nur besser machen. Vielleicht schau' ich sogar zur 4. Folge nochmal hin.

Worum's geht? Schlicht und einfach um ein Portal in eine andere Zeit -hier: die Steinzeit. Ein altbekanntes Konzept also. Man kann ganze Buchläden füllen mit Romanen, denen das Portal-Konzept zugrundeliegt und Filme vieler Genres haben sich dessen bedient - ob das romantische Komödien wie Kate & Leopold waren, Dramen wie Das Haus am See oder zuletzt der anspruchsvolle Thriller Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit. Natürlich haben sich auch in vielen TV-Serien Figuren schon frei über Zeit/Raum Grenzen hinweggesetzt, ob das nun die bezaubernde Jeannie oder neuzeitlichere Hexen, Vampire, Ausserirdische vom Mars etc. oder ganz normale Menschen waren. Da dieses Konzept also schon so einen Bart hat sind heutzutage z. B. große amerikanische Verlage wenig geneigt, darauf basierende Manuskripte auch nur anzusehen, wenn sich's nicht um 'ne richtige Kick-ass Story handelt, möglichst von 'nem etablierten Bestseller Autoren. Das nur nebenbei bemerkt.

Für die Briten ist das Portal-Konzept also noch der absolute Hit. Die Macher von Primeval ignorieren den Reichtum der internationalen (Pop)Kultur und dementsprechend lahm und ausführlich wird das einfachst gestrickte Konzept präsentiert, das Portal -zig Mal als Anomalie bezeichnet. Okay, ich sach nix. Dinos und fliegende Echsen dringen via das Portal in die Gegenwart ein. Es kostet Menschenleben, die Regierung will alles geheim halten, die Wissenschaftler sind gut, die Behörden schlecht. Ja, totales Neuland. Da das Portal keine Einbahnstraße ist, dringen Menschen in die Steinzeit ein. Mit der erforderlichen Motivation, natürlich. Noch Fragen?

Fans von Primeval zeigen gerne auf das "magere" Budget und sagen, dass man damit eben nicht unbedingt Jurassic Park zaubern kann. (Angeblich kann man mit einem Budget in der Höhe auch keinen "Kostümfilm" drehen - und doch hat's die britische Filmemacherin Sally Potter geschafft, einen wahnsinnig tollen und gut aussehenden Kostümfilm abzuliefern, der etliche Preise gewonnen hat und sogar zwei Oscar-Nominierungen erhielt, u. a. für Bestes Kostüm Design: Orlando) Nichts ist unmöglich, aber es braucht eben Ideen und Talent. Ich sach ma so: Wenn ich unglaublich fake aussehende Kreaturen einsetze, dann leuchte ich die vielleicht nicht unbedingt total aus und zeig' sie im close up. Aber die Kreaturen sind nicht unbedingt das Problem.

Da gibt es völlig überflüssigen Dialog, der genau das erklärt, was man gerade auf dem Bildschirm sieht. Hat auch nix mit dem Budget zu tun. Oder solch lahme Dinge wie: Im Innenministerium steht ein Fenster sperrangelweit auf, damit unsere fliegende Echse einen kleinen Ausflug machen kann. In dem Zusammenhang muss auch der Humor erwähnt werden, vor allem bei dem Wort "lahm" fiel mir das ein. Set-up und pay-off back to back, klatsch-klatsch, oh bitte. Und alles möglichst dann noch per einfallslosem Billig-Dialog aus längst vergangenen Comedy-Tagen kommentieren, damit's noch mehr schmerzt.

Dann gibt es das absolute No-No: dumme Figuren, die sich hirnrissig verhalten, z. B. eine Lehrerin die erst mal nachguckt, ob der Verursacher des Höllenlärms gefährlich sein könnte, dann dem Dino die Tür in's Gesicht knallt und dann - sich und ihren Schüler nicht durch's Fenster in Sicherheit bringt, was jeder normale Mensch täte.

Aber sie ist nur eines der Klischees, in diesem Fall die "dumme Lehrerin". Dann gibt's noch den grauenhaft gespielten unbeholfenen Geek (die Geeks von Bones oder Crossing Jordan sind Lichtjahre besser) mit der Brieffreundin far far away, der natürlich mit einer hübschen Frau kooperieren wird, logisch. Vermutlich werden die zusammenkommen. Und für die nötige Spannung ham wer dann noch den hübschen Kollegen, der das Dreieck vollkommen macht. Sonst guckt er gerne in's Off und mit übermäßig "Ausdruck" ist er gerade nicht gesegnet.

So, habe mich beherrscht, aber bis hierher, länger reicht meine Geduld nicht. Außerdem bin ich der Meinung, dass das schon mehr Kommentar ist, als die Serie Primeval verdient hat.

Die um Klassen bessere Serie Jericho mit Primeval in Verbindung zu bringen und das Ganze dann Mystery Montag zu nennen ist übel. Dann aber Jericho auch noch den Sendeplatz nach dieser Beleidigung der Intelligenz zu geben, das ist bestimmt... kein guter Schachzug. Bleibt zu hoffen, dass Jericho nicht unter diesem Geniestreich von einem Programm-Line Up zu leiden hat. Ich kann mir jedenfalls nur schwer vorstellen, dass Fans von Primeval auch Fans von Jericho sind - oder umgekehrt.

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2 Kommentare:

Thomas Diehl hat gesagt…

Danke, ich hatte nach den britischen Einschaltquoten schon die Befürchtung, Leute würden das für gut halten.

VoP hat gesagt…

Aber gerne doch, Thomas. Mal sehen, wie die deutschen Einschaltquoten nächste Woche ausschauen - ob die wohl stabil bleiben?