Guenther Jauch und Bild-Zeitung liegen falsch

Klar, sollte man einen Fernsehmoderator nicht mit einem Bildungsbeauftragten verwechseln. Auch nicht, wenn der Herr eine Sendung moderiert, die viele für "bildend" halten. Doch wenn Günther Jauch im Interview das Internet zur "Müllhalde"* erklärt und zum Zeitung lesen auffordert, dann wollen wir ihm den Gefallen doch tun und surfen eben 'rüber zur größten Zeitung Deutschlands - yepp, dem Blut-, Sex- und Gossip Blatt, das Dieter Bohlen nach Eigenaussage am liebsten liest und von dem Till Schweiger großflächig behauptet, es würde die Wahrheit drucken ;) (NB: also schon drei Zeitungs-Advokaten...)

Während ich verzweifelt scrolle, immer auf der Suche nach der mir ja von Jauch versprochenen Bildung, fällt mein Auge auf ein Wort -- BOMBAY. Nein, mir fällt dabei nicht mein Urlaub ein, den ich vor gefühlten 100 Jahren tatsächlich 'mal in in Indien verbrachte. Ich frage mich, wie lange Der Attentäter von Bombay eigentlich in seiner Zelle geschmort hat, wenn er jetzt erst vor Gericht steht?

Schließlich wurde Bombay ja schon vor über 10 Jahren in Mumbai umbenannt. Aber halt, ich bin ja im IT, also auf "der Müllhalde". Vielleicht bemüht sich ja die BILD nur, wenn's um die Print-Ausgabe geht und hat dort den Attentäter korrekter Weise Attentäter von Mumbai genannt?

Andererseits hat Günther Jauch ja in seinem Interview erzählt, dass er mit einem grottigen 3,1 Abi an der Journalistenschule aufgenommen wurde. Dieser erstaunliche Fakt erklärt so einiges, über das man in deutschen Medien täglich stolpert.

Dass Günther Jauch den Internet-Usern (insbesondere meint er wohl Schüler und Studenten) die - an guten Schulen vermittelte - Fähigkeit abspricht, online vernünftig recherchieren und Fakt von Fiktion trennen zu können und selbst die mittlerweile in Print erschienene Wikipedia nicht zu kennen scheint... nun ja. Ich sach ma so: Wenn deutsche Schüler nicht lernen, wie man im IT recherchiert, dann kreiden wir das heutzutage den Schulen an. Ich würde 5 € wetten, dass diese unentbehrliche Fähigkeit nicht bei der völlig überflüssigen, allerdings sicherlich nicht kostenlosen, PISA-Studie gemessen wird.

Er ist Fernsehmoderator und Werbe-Ikone für ein alkoholisches Getränk und eine Lotterie mit schlechtem Ruf. Eigentlich wäre er doch prädestiniert dafür, für die Enzyklopädie des 21. Jahrhunderts - Das WIKIPEDIA Lexikon - die Werbetrommel zu rühren. Hat er das getan und ich hab's verpennt? Oder passt Alkohol und Glücksspiel besser zum Wer wird Millionär-Thema? Nuff said.

Zwar behauptet Günther Jauch lt. Spiegel online "Bildung kann man nicht downloaden", aber wir sind da völlig anderer Meinung. Außerdem stellt sein Beispiel von der Deutschlehrerin, die Ringelnatz für ein Pelztier hielt, doch auch nicht unbedingt ein Argument für traditionelle deutsche Bildungsinstitute oder die Expertise und Passion der Lehrenden an selbigen Instituten dar.

Für Bildungshungrige: Mumbai (Wikipedia)

Für Bildungshungrige in der Mittagspause: Eine Kurz-Doku der Stanley Foundation über Slums in Mumbai (3:31, engl.)



*) Spiegel online, 20.03.2009

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