Anne Will Miriam

Talkshow Moderatorin Anne Will outet sich - und schon bricht der Sturm im Wasserglas los.

Sogar die sonst eher coole Sibylle Weischenberg meint in ihrem Segment WIP (Weischenbergs Important People) im Frühstücksfernsehen auf SAT 1, dass Anne Will sich nicht hätte outen sollen. Deutschland ist noch nicht tolerant genug, die meisten homosexuellen Promis würden nur dem Druck der Medien nachgeben und sich deshalb outen. Die Welt würde nicht wissen wollen, ob jemand schwul oder lesbisch ist. Das sei doch reine Privatsache. Ja, klar - ausser sie werden von den Medien und ganz unfreiwillig geoutet, ne?

Schließlich würden heterosexuelle Menschen ja auch nicht hingehen und deklarieren: Ich bin hetero! Hallo? Frau Weischenberg, dat hamse aber nu nicht wirklich zu Ende gedacht, ne?

Heterosexuelle Menschen halten ihre sexuelle Orientierung geheim, machen das nicht zum Thema? Nächstes WIP-Thema: Boris Beckers Trennung. Dass er ständig mit Frauen zusammen ist und hie und da Kinder zeugt --- das hat nix mit seiner sexuellen Orientierung zu tun, schon klar. Becker und hetero? Keine Ahnung, wie kommst 'n da drauf? Wenn Herrn Beckers "Beuteschema" diskutiert wird, dann liegt der Fokus aber schon auf Frauen, oder hab' ich da 'was verpasst? Heidi und Seal - ob die wohl.... ? Schsch... darüber reden wir nicht, das ist Privatsache!

Sarah Connor und Mark Terenzi oder Gülcan und Kamp heiraten im TV, was nicht heisst, dass sie sich damit öffentlich zur Heterosexualität bekennen .... oder wie? Ja, klar, Heterosexualität ist ja auch nicht gesetzlich vorgeschrieben, so als Voraussetzung für eine Eheschließung.

Ehen sind auch reine Privatsache, haben weder steuerliche noch sonstige Auswirkungen. Deshalb die Eheringe, etc. Schon klar. Wenn Politiker bei Veranstaltungen "mit Ehefrau" auftauchen, dann denken wir dabei nicht an deren Sexualität. Moment jetzt.... das tun wir wirklich nicht! Wenn aber der Wowi mit einem Typen im Arm aufkreuzt, dann denken plötzlich alle an Sex. Und es kann mir keiner erzählen, dass das an Wowis mittlerweile nicht mehr so frischem Aussehen liegt..

Diese heterozentristische Sichtweise ist für den heterosexuelle Durchschnittsmenschen die Norm, das versteht sich von selbst. Das können uns die Soziologen auch sehr verständlich und einfach erklären. Jeder, der sich mit interkultureller Kommunikation auskennt, kann das auch erklären. Der Tellerand, die "Linse", durch die man die Welt sieht.... die meisten Menschen sind sich dessen gar nicht bewusst.

Weischenberg drückt mit ihrem Statement das aus, was viele noch denken -- und das ist nichts anderes als die US-Army Auflage: Don't ask - don't tell. Sonst halten wir uns immer für so viel toleranter als "die prüden Amis".

Von den Experten der Sparte Kommunikation, die ja auch Meinungsbildner sind, kann man allerdings ein bisschen mehr erwarten - eine differenziertere Sichtweise mit durchdachten Statements.

Dem "Volk" nach dem Mund reden, um die Einschaltquoten zu halten bzw. mehr Copy zu verkaufen, also die Auflagen hochzutreiben? Super-erfolgreiche Talkshow Hosts wissen: Kontroverse treibt die Zahlen hoch. Vielleicht sollte man das in Erwägung ziehen. Als kleinen Bonus dürfte man dann auch noch die mögliche Horizonterweiterung der Leser bzw. Zuschauer verbuchen.

Nur mal so'n Gedanke.

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1 Kommentar:

kaja hat gesagt…

VIELEN DANK! Der Beitrag ist uns aus dem Herzen geschrieben.
Aber immerhin hat sich mit ihrem Beitrag auch Frau Weischenberg geoutet - nämlich als homophob. Vielen Dank Frau Weischenberg. Ich habe mich schon gefragt, wer denn die immerhin 50% (lt. Studie) der homophoben Deutschen repräsentiert. Oder will uns Frau Weischenberg darauf hinweisen, dass wir nicht selbstverständlich davon ausgehen sollen, das sie heterosexuell ist. Aber Frau Weischenberg, sie müssen sich nicht outen, es fragt sie niemand nach ihrer Orientierung, dass werden nur für die Öffentlichkeit interessante Persönlichkeiten.