Am Donnerstag, 23.10.2008 übertrug SAT 1 im Rahmen des neuen "Serien-Donnerstags" zwei Pilotsendungen. Um 20:15 Uhr ging's los mit Plötzlich Papa - Einspruch abgelehnt, um 21:15 folgte dann der Pilot zu Dr. Molly & Karl.
Was sind also die ersten Eindrücke zu Plötzlich Papa - Einspruch abgelehnt, nach der Pilotsendung Alle gegen Alex?
Alex Degen (Réne Steinke) steht kurz davor, endlich Partner in der Anwaltskanzlei Konradi zu werden. Er verkörpert die Art Anwalt, die wir schon oft genug gesehen haben - Luxusleben plus wechselnde Liebschaften, unterhaltsame Kreativität bei den Verhandlungen. Besonders von Shark kennen wir diese Kreativität, die normalerweise an den Limits der Gesetzgebung wandelt. Das macht das Ganze spannend. Shark ist ja bekanntlich auch Vater. Gemeinsamkeiten? 'Mal schauen.
Muss ich erwähnen, dass Degen auf einigen Promo-Fotos für Plötzlich Papa sehr an die Figur des Prof. Dr. Gerner aus GZSZ erinnert? Der, fällt mir gerade ein, mit seiner Ex ja in einer haarsträubenden Storyline um sein Baby kämpfte?
Es wird also Zeit, dass aus Luxus-Alex ein Baby-Boomer wird, das ist ein TV-Gesetz. Die sorglosen Zeiten sollen auch für ihn vorbei sein, er soll sich endlich festlegen, zur Verantwortung für ein Kind gezwungen werden und Windeln wechseln und ähnlich erbauliches, und dadurch auch letztlich erkennen, dass sein bisheriges Leben leer und seine bisherige Arbeitsweise moralisch verwerflich war. Typische Baby-Boomer Story. Irgendwann findet er dann auch die "einzig wahre Liebe". Das ist zumindest der klischeehafte Verlauf, den wir von der 13-teiligen Serie Plötzlich Papa - Einspruch abgelehnt erwarten bzw. fürchten. Ob wir wohl (bitte, bitte!!) enttäuscht bzw. angenehm überrascht werden?
Gleich zu Anfang erfährt Alex, dass seine ehemalige Geliebte Elizabeth Baker verstorben ist und eine - seine - Tochter Fanny hinterlassen hat. Er ist erst völlig desinteressiert an dem Kind, unterschreibt eine Verzichtserklärung. Doch überlegt er es sich später aufgrund eines Videos von Elizabeth anders. Nun hat er das Jugendamt am Hals, das ja dafür sorgen soll, dass Fanny gut aufgehoben ist. Der Mann hat Kohle und kann sich Nannies etc. leisten, sein Penthouse ist geräumig. Wo liegt das Problem? Wo keines ist, da muss eins hergestellt werden. Diesmal im Gerichtssaal, sozusagen.
Alex vertritt den C-Promi Kornfeld (Vorname vermutlich "Ein Bett im"), der auf Unterhaltszahlungen verklagt wurde. Degen reagiert auf die erwiesene Vaterschaft bzw. die Unterhaltsforderungen mit dem Argument "Samenraub". In Good-Cop-Bad-Cop Manier buhlen Degen und sein Mandant Kornfeld um Sympathien. Kornfeld mutiert zum Gutmenschen im Rocker-Outfit und die Verhandlung samt anschließenden Presse-Interviews wird zum PR-Schachzug. Doch Degen hat die Rechnung ohne Barbara Böll, Anwältin der Gegenseite gemacht.
Barbara Böll argumentiert plötzlich, Kornfeld habe sich vor Gericht derart als Gutmensch dargestellt und der Mutter haftet immer noch die Unterstellung des Samenraubs an, also wäre das Kind bei seinem Vater besser aufgehoben. Bei dem nächsten Gerichtstermin sagt Kornfeld genau das, was er nicht sagen soll: dass die Mär vom Samenraub eine Idee von Alex war.
Daraufhin entschließt sich Konradi, Degen nicht zum Partner zu machen, sondern ihn zu feuern.
Nun steht Alex Degen ohne Einkommen da. Das kommt beim Jugendamt nicht gut an.
Barbara Böll von Böll & Partner bietet Degen einen Job an. Nicht ganz uneigennützig, natürlich, denn die Kanzlei Böll macht gerne Pro Bono Arbeit, lehnt keine Pflichtverteidigung ab. Um diese zu finanzieren, braucht man aber auch gut zahlende Klienten. Genau die soll das "aggressive Arschloch, die Schlange" Degen heranschaffen. Man hasst ihn, aber man liebt das Geld, das er bringen wird. Die Einnahmen der Kanzlei werden geteilt. Die anderen Mitarbeiter können sich also freuen, dass Alex ihre Einnahmen erhöhen wird.
Alex ist seltsamerweise sofort unter Zugzwang, verfügt über wenige/keine finanziellen Ressourcen, und nimmt das Angebot von Böll & Partner an. Nicht zuletzt, weil die Tochter von Barbara Böll, Sophie, gut aussieht. Er zieht auch in eine schäbige 2-Zimmer-Wohnung ein. Ein recht lächerlicher Zug.
Die Richtung, die Plötzlich Papa - Einspruch abgelehnt gehen wird, ist nicht ganz klar. Im Teaser zur nächsten Folge sieht man ihn bepackt mit Windeltasche durch die Gegend hetzen. Wollen hoffen, dass uns hier nicht der gestresste Alleinerziehende präsentiert wird, der einen auf Wundermann macht und nebenbei wie Hugh Grant in About a Boy auf Frauenfang geht, Fanny im Arm. Sein Sidekick, dessen Namen nicht im Gedächtnis blieb, hat die Anziehungskraft auf die auf dem Spielplatz anwesenden Mütter jedenfalls gleich registriert.
Im Gerichtssaal war Logik und Klarheit, da konnte man die Handlung nachvollziehen. Die Entscheidungen und Veränderungen in Alex Degens Privatleben, andererseits, schienen oft vom Himmel zu fallen. Die Namen der Figuren (wie auch bei Dr. Molly) sprechen für sich. Damit meine ich nicht, dass sie bezeichnend sind, sondern eher, dass sie zu on-the-nose sind. Dass sich die Autoren nicht verkneifen konnten, Herrn Degen im Dialog "stechen" zu lassen, ist wirklich sehr sehr schade. Das sind erste Ideen, die eigentlich beim Re-write in die Tonne kommen.
Trotz dieser Mankos habe ich die Pilotsendung bis zum Schluss angesehen. Zumindest hatte ich nicht das Gefühl, eine billige Kopie verschiedener amerikanischer Vorlagen zu sehen. Ähnlichkeiten mit Shark sind da, und wenn ich mir das nochmal durch den Kopf gehen lasse, fallen mir vielleicht noch andere ein, aber damit kann ich erst einmal leben. Plötzlich Papa - Einspruch abgelehnt hat mehr Spass gemacht als die Nachfolgesendung Dr. Molly & Karl, die sich da schon eher vorwerfen lassen muss, eine billige Kopie mit eindeutigen Vorlagen zu sein. Die Urteilsverkündung für Plötzlich Papa - Einspruch abgelehnt wird erst einmal ausgestellt.
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